Verteidige deinen Glauben in einer säkularen Kultur (Natasha Crain)

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Eine Interview-Zusammenfassung von Pfr. Philipp Widler

Das vollständige Video findet sich unter <https://www.youtube.com/watch?v=BjZI9aDubfs>.

Vorwort

Natasha Crain ist eine amerikanische Apologetin und Autorin mehrerer Bücher. In ihrem 2022 erschienenen Buch (Harvest House Publishers) «Faithfully Different: Regaining Biblical Clarity in a Secular Culture» (das bedeutet übersetzt in etwa: «Gewissenhaft anders: Biblische Klarheit wiedergewinnen in einer säkularen Kultur») analysiert sie, warum die heutige säkulare Kultur eine besonders grosse Gefahr birgt, christliche Fundamente zu verwässern. Der folgende Artikel gibt die wichtigsten Eckpunkte wieder, wie Natasha Crain sie in einem Interview mit dem YouTube Kanal „Focus on the family“ wiedergab. Ein Link zum vollständigen, englischen Interview findet sich am Ende dieses Artikels.

Die säkulare Weltsicht identifizieren

Im Gegensatz zu anderen Zeiten in der Geschichte, befinden wir uns nicht in einer offen antichristlichen Kultur, die beispielsweise sagt «es gibt keinen Gott». Entsprechend ist es für Christen viel schwieriger, Grundüberzeugungen der Kultur um uns herum zu identifizieren, die dem Christentum widersprechenden. Ohne es zu beabsichtigen oder zu merken, verlieren viele Christen ihre biblischen Überzeugungen und tauschen sie gegen eine säkulare Weltsicht.

Die im heutigen Säkularismus vorherrschende Glaubensüberzeugung dreht sich vor allen Dingen um die «Autorität des Selbst». Das Individuum entscheidet, was wahr ist an der Realität, was gut und böse ist, was richtig oder falsch ist für sich selbst. Dieses Verständnis steht in klarem Widerspruch zur christlichen Weltsicht, in welcher Gott die absolute Autorität besitzt und als der Schöpfer aller Dinge definiert, was Gut und Böse, was richtig oder falsch ist.

Besonders deutlich wird dies im Bereich der Moral. Wer keine göttliche Autorität anerkennt, die sich offenbart hat – so wie es Gott in der Bibel tat – der hat auch keine objektive Grundlage für seine moralischen Entscheidungen.

Für Natasha Crain steht die säkulare Kultur der «Autorität des Selbst» auf drei Säulen:

1. Gefühle als ultimative Richtschnur

Wer sich nicht an einer externen Richtschnur orientieren kann, dem bleiben letztlich nur die eigenen Gefühle. Darin begründen sich Aussagen wie «Folge nur deinem Herzen», «sei einfach du selbst» oder «nur du weisst, was richtig ist für dich». Diese scheinen auf den ersten Blick harmlos, bilden aber tatsächlich die Spitze eines Eisbergs einer ganzen Weltanschauung der «Autorität des Selbst».

2. Glück ist das ultimative Ziel

Wenn Gefühle die Richtschnur sind, dann liegt das Lebensziel automatisch dort, wo das Individuum subjektiv denkt, Glück zu finden. Entsprechend ist in unserer Kultur «es macht mich glücklich» ein akzeptiertes Argument, um Verhalten zu rechtfertigen. Der Zweck (glücklich zu sein) heiligt die Mittel.

3. Gott ist das ultimative Ratespiel

Der Säkularismus ist nicht völlig gottlos. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt an eine höhere Macht. Die säkulare Weltsicht lehnt jedoch entschieden ab, an einen spezifischen Gott zu glauben. Entsprechend widerspricht der Glaube an einen Gott, der sich selber offenbart hat, grundsätzlich den Werten der modernen Kultur. Denn dies würde bedeuten, dass wir wissen könnten, wer er ist und dass es bestimmte Voraussetzungen an uns Menschen gibt, was wiederum fundamental der «Autorität des Selbst» widerspricht. Jedes «Selbst» soll für sich entscheiden können, an welchen Gott es glaubt. Der Anspruch, diesbezüglich eine objektive Wahrheit zu kennen, wird in der säkularen Weltsicht nicht akzeptiert.

Wie Worte neu definiert werden

Wer die Moral einer Kultur verändern will, muss die Sprache neu definieren. Und in genau dieser Weise vermarktet die säkulare Kultur eine neue Moralität. Sie definiert Schlüsselbegriffe neu, zu denen die Menschen einen positiven Bezug haben.

Ein Beispiel ist das Wort «Gleichheit». Früher meinte dieses Wort in erster Linie, dass alle Menschen den gleichen Wert haben – wohlgemerkt eine grundchristliche Überzeugung. Heute wird der Begriff viel weiter gefasst, dass z.B. alle moralischen Entscheidungen gleich gültig sind oder alle Menschen die genau gleichen Rechte haben müssen. Aus christlicher Sicht ist klar, dass gleicher Wert und gleiche Rechte nicht zwingend Hand in Hand gehen. So sind z.B. Kinder zwar gleich viel wert, haben aber trotzdem nicht die gleichen Rechte wie Erwachsene. Indem jedoch das Wort «Gleichheit» auf viel mehr Bereiche ausgedehnt wird, kommen Christen in einen Gewissenskonflikt. Wer sich gegen das moderne Verständnis von «Gleichheit» stellt, wird als Feind der Gleichheit dargestellt. Dieser Vorwurf ist schwer zu verdauen für jemanden, zu dessen Grundüberzeugungen die Gleichheit aller Menschen gehört. Nur wer die moderne Neuinterpretation des Wortes «Gleichheit» erkennt, kann sich für Gleichheit einsetzen ohne das moderne Verständnis davon übernehmen zu müssen.

Ein anderes solches Wort ist «Gerechtigkeit». Auch dieses gehört zur christlichen DNA und über die Jahrhunderte haben Christen unglaublich viel geleistet, Gerechtigkeit für Arme und Schwache zu schaffen. Die Frage heute ist jedoch nicht mehr, ob eine soziale Gruppe wirklich benachteiligt ist, sondern ob sie sich benachteiligt fühlt, was zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind. Wiederum fällt es Christen schwer, sich gegen das moderne Verständnis zu wehren. Natürlich sind wir für Gerechtigkeit, aber eben nicht in dem Sinne, wie die moderne Kultur das Wort definiert.

Als Christ in einer Säkularen Welt die christliche Weltsicht bewahren

Weil die säkulare Weltsicht nicht offen antichristlich ist, fällt es vielen Christen schwer, sich dagegen zu wehren. Viele werden vom säkularen Weltbild geradezu vereinnahmt, ohne es zu merken. Wir können nur Gegensteuer dazu geben, wenn wir anfangen zu realisieren, worum sich die säkulare Weltsicht dreht. Dann können wir identifizieren, wie diese Weltsicht unseren christlichen Überzeugungen fundamental widerspricht und können mit einer biblischen Sicht auf unsere Kultur und ihre Werte schauen. Es wird so z.B. möglich Schlüsselaussagen zu identifizieren – wie der Satz «Hauptsache er ist glücklich» - und zu realisieren, dass sie auf der «Autorität des Selbst» basieren.

Nur auf dieser Basis können wir dann bewusst den biblischen Standpunkt einzunehmen, dass Gott die Autorität ist und er und sein Wort meine ultimative Richtschnur sind. Egal, was ich subjektiv empfinde, wo ich womöglich Glück finden mag, ich ordne mich Gott und seinen Weisungen unter und vertraue ihm, dass er Gutes mit mir im Sinn hat.

Nur mit einem solchen, klaren Blick ist es möglich, Menschen mit einem säkularen Weltbild argumentativ zu begegnen. Dafür führt Natasha Crain vier hilfreiche Fragen an, die uns dazu dienen sollen, die christliche Wahrheit in einer richtigen Art und Weise zu vertreten.

Die erste Frage lautet: «Ist diese Sache es wert, dass ich hier meinen Standpunkt vertrete?» Wir können und sollen nicht auf jeden unbiblischen Gedanken reagieren. Es ist auch nicht immer der richtige Zeitpunkt und Kontext, um auf eine Aussage zu reagieren. Das Ziel muss immer sein, in eine fruchtbringende Konversation zu treten.

Damit eng verbunden ist die zweite Frage: «Was ist meine Motivation?» Viel zu oft geht es uns nur darum, eine Auseinandersetzung zu gewinnen oder zu beweisen, dass der andere falsch liegt. Oder jemand geht uns auf die Nerven und wir wollen ihn blossstellen. Zu oft kommunizieren wir in solchen Situationen die richtigen Dinge auf völlig falsche Art und Weise und schaden damit letztlich der Wahrheit.

Die dritte Frage lautet: «Sollte ich das öffentlich oder privat sagen?» Das gilt insbesondere in den sozialen Medien. Wenn es uns wirklich darum geht, die Wahrheit zur Ehre Gottes zu vertreten, ist es in vielen Fällen besser, auf falsche Aussagen in einer direkten Konversation zu reagieren, statt öffentlich einen Kommentar zu posten.

Die vierte Frage schliesslich wäre: «Was ist der beste Weg, um zu sagen, was ich sagen will?» Es gibt unzählige Wege, etwas zu kommunizieren und es lohnt sich, sorgfältig vorzugehen. Natasha Crain empfiehlt insbesondere einen Punkt der Gemeinsamkeit zu finden und dort zu starten. Damit gerät das Gegenüber nicht sofort in die Defensive, sondern merkt, dass es als Individuum mit seinen Ansichten wahrgenommen wird.

Weiter rät Natasha Crain jeweils klarzustellen, dass man aus einer biblischen Sicht argumentiert. Ich berufe mich explizit nicht auf die Autorität meines Selbst, sondern auf eine externe Autorität.