Kuschelclub der Erretteten
Meine Kirche, mein Glaube 5 (Serie)
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Was ist das Fundament, auf dem wir als Kirche stehen? Und was bedeutet das für unser Miteinander und unser alltägliches Leben? Dem gehen wir in einer neunteiligen Artikelserie auf die Spur. Die Artikel basieren auf den Predigten aus der aktuellen Predigtreihe «Mini Chile, min Glaube» («Meine Kirche, mein Glaube») der Evangelischen Kirchgemeinde Tägerwilen-Gottlieben, wo ein Vorstandsmitglied des Netzwerks Bibel und Bekenntnis Schweiz, Philipp Widler, als Pfarrer tätig ist.Im Rahmen eines Strategieprozesses machte sich die dortige Kirchenvorsteherschaft auch Gedanken über ihre Glaubensgrundlagen. Anfangs 2023 verabschiedete sie ein entsprechendes Dokument, in dem sie die Glaubensgrundlagen der Kirchgemeinde festhält. Das Dokument ist auf der Homepage der Kirchgemeinde unter folgendem Link abrufbar: https://www.evang-taegerwilen.ch/dok/362Der folgende Artikel basiert auf der fünften Predigt der Reihe von Pfr. Philipp Widler im Gottesdienst vom 3. März 2024 in der Evangelischen Kirchgemeinde Tägerwilen-Gottlieben.
Einleitung
Wo liegt unser Fokus als Christen? Liegt er auf der Welt da draussen? Oder liegt er im Miteinander als Christen? Jesus hat da eine klare Ansage, wie wir in Matthäus 6,6 lesen: «Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: 'So ihr im Glauben verweilet, so zieht euch zurück in eure Kammern und verschließt die Türen, denn dort, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin auch ich unter ihnen. Erfreut euch an eurer Behaglichkeit und der Nähe Gottes.'»
Wir Christen machen ja so manches falsch, was Jesus uns befohlen hat, aber immerhin hier scheinen wir uns ganz ordentlich an dem zu orientieren, was er gesagt hat. Also, wenn er das gesagt hätte. Vielleicht hast du beim Lesen bereits irritiert die Augenbrauen hochgezogen. Tatsächlich ist dieses Bibelwort ein Fake. Es ist ein von Chat GPT kreiertes Bibelzitat – inklusive Stellenangabe – auf die Aufforderung hin, mir einen Bibelvers zu erstellen, der aussagt, dass Christen sich zurückziehen sollen.
Was wir daraus lernen? Erstens: Nur weil etwas nach Bibel klingt, ist es nicht zwingend biblisch. Es lohnt sich, nachzuprüfen, was wirklich in der Bibel steht. Und zweitens muss ein solcher Vers von Chat GPT erstellt werden, weil die Botschaft der Bibel eine ganz andere ist. Das Christentum ist kein «Kuschelclub der Erretteten» – wie der Titel dieses Artikels lautet – sondern wir haben einen anderen Auftrag.
1. Ein klarer Auftrag
Dieser Auftrag wird an verschiedensten Stellen im Neuen Testament klar und deutlich formuliert. So z.B. in Matthäus 28,18-20, wo Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern sagt: «Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten. Deshalb geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu auf, meine Jünger zu werden! Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!»
Der Auftrag Jesu an seine Nachfolger ist das Gegenteil von Rückzug und Kuschelclub. Der Befehl lautet «geht». Zum Christsein gehört der Blick für die Mitmenschen dazu.
Das spiegelt sich auch in jenem Abschnitt der Glaubensgrundlagen der Evangelischen Kirchgemeinde Tägerwilen-Gottlieben wider, den wir in diesem Artikel in den Blick nehmen. Dort heisst es:
«Wir erzählen unseren Mitmenschen von Jesus, bezeugen sein Wirken unter uns und laden Menschen ein, durch Jesus ihre Gebrochenheit zu überwinden und in Beziehung zu Gott zu treten.»
Das ist der Kern unseres Geh-Auftrags. Wir sollen weitergeben, wer Jesus ist und was er getan hat. Glaube bedeutet, sein Leben diesem Jesus anzuvertrauen. Ich anerkenne, dass in meinem Leben manches in Schieflage ist und diese Schieflage mich von meinen Mitmenschen und von Gott trennt. Aber indem Gott in Jesus Mensch geworden ist und für all meinen Egoismus und meine Gebrochenheit gestorben und auferstanden ist, ist Versöhnung mit Gott möglich. Davon lesen wir auch in 2. Korinther 5, wo es in den Versen 18-19 und 21 heisst: «All dies verdanken wir Gott, der uns durch Christus mit sich selbst versöhnt hat. Er hat uns beauftragt, diese Botschaft überall zu verkünden. Und so lautet sie: Gott ist durch Christus selbst in diese Welt gekommen und hat Frieden mit ihr geschlossen, indem er den Menschen ihre Sünden nicht länger anrechnet. Gott hat uns dazu bestimmt, diese Botschaft der Versöhnung in der ganzen Welt zu verbreiten. […] Denn Gott hat Christus, der ohne jede Sünde war, mit all unserer Schuld beladen und verurteilt, damit wir freigesprochen sind und vor ihm bestehen können.»
Als Kirche sind wir eine Ansammlung von Menschen, die dieses Versöhnungsangebot von Gott angenommen haben. Wir haben hoffentlich erlebt, dass wir bei Gott Vergebung und Frieden finden dürfen, dass wir Annahme finden auch in allem Scheitern und in allen Hochs und Tiefs vom Leben. Doch genau dieses gemeinsame Erleben der Liebe und Gnade Gottes kann zu einer Kuschelclubmentalität führen: Schön, was Gott für mich, für uns getan hat.
Genau hier kommt der klare Auftrag Jesu ins Spiel. Es ist unser Auftrag, seine Botschaft weiterzugeben. Der englische Erzbischof von Canterbury Justin Welby hat einmal gesagt «Die Kirche ist nicht ein Erholungsheim für Heilige, sie ist ein Rettungsboot für Sünder.» Es ist einer von zwei grossen Irrtümern, wenn Christen es sich gemütlich machen im Rettungsboot und Kaffee trinken und dabei vergessen, dass es unsere Aufgabe ist, andere Menschen mit ins Boot einzuladen. Das ist nicht nur eine Option, es gehört zum Grundauftrag für Christen. Gott möchte sich mit uns Menschen versöhnen. Habe ich das wirklich begriffen? Glaube ich wirklich, dass Jesus und nur Jesus der Weg zur Versöhnung mit Gott ist? Wo und wie setze ich das um?
Der zweite fatale Irrtum ist, zu meinen, dass wir Jesu Botschaft attraktiv verkaufen müssen. Aber entscheidend ist eben genau nicht meine Botschaft, sondern die Botschaft Jesu: «Wir erzählen unseren Mitmenschen von Jesus, bezeugen sein Wirken unter uns.» Es geht um Jesus und um sein Wirken, nicht um uns. Es geht darum, was Gott tut und dass wir das weitergeben. Das entlastet uns als Botschafter, denn entscheidend ist nicht, wie perfekt ich bin oder wie perfekt meine Nachfolge ist, sondern wer und wie dieser Jesus ist, dem ich nachfolge. Und so wie Jesus mich nicht in die Nachfolge zwingt, sondern einlädt, so bin ich auch nicht verpflichtet, wie in einem Schneeball-System Mitmenschen quasi zu Jesus zu tragen, sondern es ist meine Aufgabe, sie einzuladen.
2. Ein Wegweiser zu Jesus
Genau das macht 2. Korinther 5,20 deutlich: «Als Botschafter von Christus fordern wir euch deshalb im Namen Gottes auf: Lasst euch mit Gott versöhnen! Wir bitten euch darum im Auftrag von Christus.» Hier steckt beides drin. Ja, wir sind Botschafter. Wir haben eine Botschaft. Wir geben das Versöhnungsangebot von Gott weiter. Wir bitten Mitmenschen, die ausgestreckte Hand von Gott anzunehmen. Aber wir zwingen niemanden.
Gerade dieser Text zeigt, dass es nicht darum geht, Menschen zu bepredigen und sie quasi in die Nachfolge Jesu zu treiben. Das ist leider in der Geschichte der Christenheit viel zu oft passiert. Auch heute noch verspüren manche Christen das Bedürfnis, Mitmenschen einzureden, wie schlecht dran sie doch sind, damit sie hoffentlich dann sich retten lassen. Aber das ist nicht mein Auftrag. Mein Auftrag als Christ ist es, ein Wegweiser zu Jesus zu sein.
Wir kennen diese gelben Wegweiser auf Wanderwegen. Diese Wegweiser haben nur den Auftrag eben die Richtung vorzuzeigen. Sie tragen keine Verantwortung dafür, was der Wanderer mit der Wegweisung macht, ob er ihr folgen will oder nicht.
Jesus hat deutlich gemacht, dass wir mit der Realität leben müssen, dass viele Menschen dem Wegweiser zu ihm nicht folgen werden. Viele Mitmenschen finden die Botschaft Jesu nicht attraktiv und lehnen sie ab. Und es ist weder mein Auftrag noch meine Verantwortung, diese Entscheidung zu ändern. Ich bin verantwortlich für meinen Teil, dafür ein Wegweiser zu sein, ein Botschafter für die Versöhnungsbotschaft Jesu zu sein. Alles andere ist nicht in meinen Händen.
Und das kann als Wegweiser ziemlich frustrierend sein und dazu führen, dass wir Christen aufhören, aktiv Wegweiser zu sein. Wie sieht das bei dir aus? Bist du ein Wegweiser? Wo weist du deinen Mitmenschen den Weg zu diesem Jesus?
Ein grosser Irrtum vieler Christen ist, dass dieses Wegweiser-Sein nur aus Worten besteht. Gerade in besonders frommen Kreisen gibt es oft eine Haltung, dass das Wegweiser-Sein nur dann einen Wert hat, wenn explizit die Botschaft der Bibel mit Worten verkündet wird. Tatsächlich bin ich aber Wegweiser mit meinem ganzen Leben. Ich weise nicht nur mit Worten den Weg zu Jesus, sondern zuerst und vor allem, wie ich als Christ mit Jesus unterwegs bin. Wenn ich gute, treue Arbeit leiste im Job, wenn etwas von der Liebe Gottes spürbar wird in meinem Miteinander mit meiner Familie, meinen Freunden, meinen Nachbarn, wenn ich mich in meinen Schwächen begleiten und verändern lasse, dann weist das den Weg meist viel deutlicher zu Jesus als jedes Wort über ihn. Daran wird oft viel deutlicher spürbar, wer dieser Jesus ist, dem ich nachfolge.
Wo sieht dein Umfeld bei dir den Wegweiser auf Jesus?
Ich betone das, denn so manche Christen verstecken ihren Wegweiser, weil es ihnen eben nicht liegt, mit lauten Worten auf Jesus zu weisen. Euch möchte ich Mut machen: Du bist ein Wegweiser, so wie du Jesus nachfolgst. Du musst nicht Traktate verteilen und jedem wildfremden Menschen erzählen können, wie die Botschaft Jesu lautet, um ein Wegweiser zu sein.
Und doch sind auch deine Worte wichtige Wegweiser. Aber vielleicht ist es in deinem Fall das Angebot, für jemanden zu beten. Das wirkt in unserer Kultur oft schräg. Für mich übrigens auch. Dabei ist es doch das Natürlichste der Welt und unseres Glaubens. Schliesslich glaube ich doch, dass Jesus uns hört und wir unsere Anliegen vor ihn bringen dürfen. Warum also scheue ich mich, meinen Mitmenschen anzubieten, mit ihnen zu beten, wenn sie mir etwas Schwieriges erzählen? Ich lande viel zu schnell beim «Oje» statt beim «Oh Jesus». Das gilt ja schon innerhalb unseres Miteinanders als Christen. Wie viel mehr gilt das mit Menschen, die Jesus nicht kennen. Aber warum eigentlich? Vielleicht sagt das Gegenüber «Nein, lieber nicht». Das ist ja auch ok. Aber wie kann mein Mitmensch «ja» sagen, zu einem Gebet, wenn ich ihn nicht frage?
Oder ich erzähle, wie mich Gott berührt hat. Vielleicht teilst du mal einen Bibelvers auf deinem WhatsApp-Status. Mit irgendwelchen Internetweisheiten haben viele auch kein Problem, sie allen zu zeigen. Oder du lädst jemanden ein, einmal mit in einen Gottesdienst zu kommen oder in ein anderes Angebot deiner Kirche, z.B. an einen Männertreff oder ein Frauenfrühstück. Oder du schaust, wo in deiner Region ein Glaubensgrundkurs wie Alpha oder Spur 8 angeboten wird, wo man sich mit Grundfragen des Glaubens auseinandersetzen kann. Auch das ist eine gute Möglichkeit, Wegweiser zu sein, indem du Mitmenschen in einen solchen Kurs einlädst oder ihn mit ihnen besuchst.
Was hoffentlich deutlich wird ist, dass es nicht den einen Weg gibt, um ein Wegweiser zu Jesus zu sein. Entscheidend ist, dass ich mir bewusst bin, dass ich ein Wegweiser bin.
Wo und wie bist du deinen Mitmenschen ein Wegweiser zu Jesus?
3. Ein ungeschminkter Wegweiser
Der Gedanke, dass wir ein Wegweiser für Jesus sind, ist für viele ein ziemlicher Druck. Ein wirklich attraktiver Wegweiser bin ich ja nicht. Schau mich mal an, wer will denn diesem Wegweiser vertrauen? Da ist doch so manches schief, oder? Entsprechend gross ist die Gefahr, dass wir die Botschaft Jesu frisieren und verändern, damit sie hoffentlich gut ankommt.
Aber ist das die Aufgabe eines Wegweisers? Nein. Ein Wegweiser passt seine Botschaft nicht an. Er zeigt das Ziel, so wie das Ziel ist. Hast du auch schon einmal erlebt, dass ein Wegweiser geflunkert hat? Da heisst es «Hier lang zum schönen Schloss» oder etwas in der Art und am Ende wartet da nur eine ein bisschen grössere, heruntergekommene Villa. Enttäuschend.
Es ist nicht mein Auftrag, die Botschaft attraktiv zu machen, sondern auf Jesus zu verweisen, so wie er ist. Und ja, dieser Jesus ist auch eckig und kantig. Manches an Jesus und an Gott bleibt für mich unverständlich. Und manches an der Botschaft vom Christentum steht in der heutigen Kultur quer in der Landschaft. Und das macht nichts.
Und es macht auch nichts, dass unsere Nachfolge nicht immer einfach ist. Zum Glauben gehören auch Nichterlebnisse, Niederlagen und Zweifel. Nicht alles glänzt in meinem Glaubensleben. Bin ich dann überhaupt ein guter Wegweiser?
Genau das ist die befreiende Botschaft des Wegweiser-Seins: Ein Wegweiser muss nichts schönmalen. Er verweist auf das Ziel und nicht auf sich selbst. Entsprechend müssen wir nichts schönmalen. Wir müssen Jesus und den Glauben nicht schöner malen, als sie sind. Genau das ist gemeint, wenn es in unseren Glaubensgrundlagen heisst:
«Wir stehen auch zu unseren Nichterlebnissen, Niederlagen und Zweifeln.»
Wir sind eben nicht ein Kuschelclub, sondern in unserem Club und unserem Jesus Nachfolgen gibt es auch manch Unkuscheliges. Da sind z.B. Unglaube und Zweifel. Ja, ich stehe in meinen Überzeugungen nicht immer so felsenfest. Und manchmal verstehe und sehe ich Gott und sein Wirken überhaupt nicht. Aber das ist die Realität des Glaubens. In Jesaja 45,15 heisst es: «Ja, Herr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott und Retter Israels.» Manchmal ist Gott verborgen. Und trotzdem bleibt er der «Gott und Retter Israels» und von uns.
Darum erleben wir Christen auch immer wieder Zeiten des Zweifels und der Verunsicherung. Nicht umsonst lesen wir in Judas 22: «Kümmert euch liebevoll um alle, die im Glauben unsicher geworden sind.» Das ist eine Realität, um die Gott weiss und die wir nicht kleinreden oder verstecken müssen. Das gehört zur Nachfolge dazu. Das gehört zu meinem Wegweiser-Sein dazu.
Genau dasselbe gilt auch für mein Sünder-Sein. Ja, Jesus möchte Schritt für Schritt mein Herz verändern und mir helfen, mehr und mehr von meinem Egoismus und meinen negativen Eigenheiten abzulegen. Aber Jesus nachzufolgen, heisst nicht, nichts mehr falsch zu machen, sondern durch seine Liebe und Kraft immer wieder aufzustehen. Entsprechend steht in 1. Johannes 1,8-9: «Wenn wir behaupten, sündlos zu sein, betrügen wir uns selbst. Dann lebt die Wahrheit nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, dann erweist sich Gott als treu und gerecht: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.»
Ich bin kein guter Wegweiser, wenn ich versuche die Tatsache unter den Teppich zu kehren, dass ich immer wieder scheitere. Ich verrate dann nämlich die gute Botschaft Jesu, dass ich gerettet und versöhnt bin einzig und allein durch ihn. Der amerikanische Redner und Stand-Up Comedian Ken Davis hat in einer Predigt einmal treffend gesagt: «Nichts wird eurer Beziehung zu Gott, eurer Beziehung zueinander, zu euren Kindern und eurer Ehe mehr schaden, als wenn ihr versucht, den Schein der Perfektion aufrechtzuerhalten.»
Der Anschein der Perfektion und Makellosigkeit ist Gift für unser Wegweiser-Sein. Denn nicht wir als Kirche, nicht ich als Christ mache Jesu Botschaft attraktiv. Es ist die rettende Botschaft Jesu, der mich hält in all meinen Zweifeln, all meinem Unglauben, all meinen Fehlern. Und wir als Kirche sind ein Miteinander von Menschen, die Jesus nachstolpern und anderen zeigen, wer er ist.
Und ja, dieses Nachstolpern ist unordentlich, messy und vollbesetzt mit allen menschlichen Imperfektionen. Noch einmal Ken Davis: «Die Kirche braucht diese Art von Heilung, und sie kommt aus zwei Quellen: Menschen, die bereit sind zu sagen: 'Ich habe nicht alles im Griff, ich bin am Ringen‘, und eine andere ganze Gruppe von Gläubigen, die sie umgeben und sagen: 'So geht es uns auch. Lasst uns zusammen beten, lasst uns Heilung finden, lasst uns einen Ort der Sicherheit und Gnade bieten, so wie Gott ihn für uns bereitgestellt hat.'»
Das ist die Art Wegweiser, die es braucht. Und es ist die Art Wegweiser, die einladend ist und Menschen mithineinnehmen will ins Rettungsboot Jesu.
Schluss
«Wir erzählen unseren Mitmenschen von Jesus, bezeugen sein Wirken unter uns und laden Menschen ein, durch Jesus ihre Gebrochenheit zu überwinden und in Beziehung zu Gott zu treten. Wir stehen auch zu unseren Nichterlebnissen, Niederlagen und Zweifeln.»
Das ist der Kernauftrag unseres Christseins und unseres Kirche-Seins. Der Kernauftrag ist, Jesus echt nachzufolgen mit aller Imperfektion, die dazugehört, und andere einzuladen, ebenfalls diesem Jesus nachzufolgen. Nicht weil wir so gut, so stark und perfekt sind, sondern weil ich in allem Unperfekten auf Jesus vertraue. Es ist seine Botschaft. Und es ist er, der den Weg mit mir geht und immer bei mir ist: «Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!» (Matthäus 28,20b)
Zum Autor
Philipp Widler führt gemeinsam mit seiner Frau das Pfarramt der Evangelischen Kirchgemeinde Tägerwilen-Gottlieben. Sie wohnen in Tägerwilen und haben drei Kinder. Philipp Widler ist darüber hinaus Vorstandsmitglied im Netzwerk Bibel und Bekenntnis Schweiz.
Bibelzitate: Hoffnung für Alle® (Hope for All) © 2015 by Biblica, Inc.®
Zitat Justin Welby aus Magazin 3E 1/2016, S. 11.
Zitate Ken Davis, Transkript «How To Live Life To It's Fullest - Ken Davis - First Baptist Orlando», https://www.youtube.com/watch?v=8xqYHfaKSTI, eigene Übersetzung. Originalzitate: «nothing will harm your relationship with God with each other with your children and your marriage more than trying to perpetuate the perception of perfection» und «the church needs this kind of healing and it comes from two ways people are willing to say I haven't got it all together I am struggling and another whole group of believers who surround them and say so are we let's pray together let's get healed let's provide a place of safety and grace like God has provided for us».