Reformatoren und Glaubensbekenntnisse

Der Gott der Reformatoren und der reformierten Glaubensbekenntnisse

Serie: Wer ist Gott?

Was wir über Gott wissen können und sollen (Teil 3)

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In diesem Artikel folgt eine Zusammenstellung dessen, was Reformatoren und reformierte Glaubensbekenntnisse von Gott bekennen.

Huldrych Zwingli
Kommentar über die wahre und falsche Religion 1525

Aus dem 3. Kapitel: Gott

Was aber Gott ist, das wissen wir aus uns ebensowenig, wie ein Käfer weiss, was der Mensch ist. Ja, das unendliche und ewige Göttliche unterscheidet sich vom Menschen noch viel mehr als der Mensch vom Käfer, weil ein Vergleich der Geschöpfe untereinander eher angebracht ist als der Vergleich der Geschöpfe mit dem Schöpfer. Und alle vergänglichen Dinge sind sich gegenseitig viel näher und verwandter, als sie dem ewigen unbegrenzten Göttlichen sind, obschon man in den Geschöpfen Abbilder und Fussspuren, wie man sagt, des Göttlichen findet (Röm 4, 12)… Es steht fest, dass von Gott selber lernen muss, wer Gott ist… Wir aber, zu denen Gott selbst durch seinen Sohn und durch den Heiligen Geist geredet hat, dürfen die Antwort auf die Frage: «Was ist Gott?» nicht bei denen suchen, die, aufgeblasen in menschlicher Weisheit, das, was sie von Gott richtig empfingen, verdorben haben, sondern müssen die Antwort in der Heiligen Schrift suchen…

Mit dem allem will ich nichts anderes klar machen, als dass es bei der Gotteserkenntnis das erste ist, dass wir wissen, dass er der ist, der von Natur ist, der selbst ist, und der von keinem anderen das Sein empfängt.

Weitere Erläuterungen zum Wesen Gottes siehe:
H. Zwingli, Schriften III. Band, TVZ 1995, S.58-61.

Heinrich Bullinger
2. Helvetisches Bekenntnis, III. Kapitel

Gott in seiner Einheit und Dreieinigkeit

Wir glauben und lehren, dass Gott Einer sei nach Wesen und Natur, dass er durch sich selbst bestehe und in allem sich selbst genüge, dass er der unsichtbare, unkörperliche, unendliche, ewige, der Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge sei, das höchste Gut, der Lebendige, der alles ins Leben ruft und erhält, allmächtig und allweise, gütig oder auch barmherzig, gerecht und wahrhaftig. Wir verabscheuen aber die Vielgötterei, da ausdrücklich geschrieben steht: «Der Herr, unser Gott, ist ein Herr.» (5. Mose 6,4). «Ich bin der Herr, dein Gott ... du sollst keine anderen Götter neben mir haben» (2. Mose 20,3). «Ich bin der Herr, und keiner sonst» (Jes. 45,5 und 18). «Bin nicht ich es, der Herr? und es ist keiner sonst, kein Gott außer mir, ein wahrhaftiger, rettender Gott ist nicht neben mir!» (Jes. 45,21). «Der Herr, der Herr – ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue» (2. Mose 34,6).

Confessio Gallicana (Hugenottisches Glaubensbekenntnis)

Artikel 1. Wir glauben und bekennen, dass ein einziger Gott ist, der ein einziges, einfaches Wesen ist, Geist von Art, ewig, unsichtbar, unveränderlich, unendlich, unbegreiflich, unaussprechlich, welcher alles vermag, allweise, allgütig, allgerecht und allbarmherzig.

Artikel 2. Dieser Gott offenbart sich als solcher den Menschen zuerst durch seine Werke, sowohl durch ihre Schöpfung, als auch durch ihre Erhaltung und Leitung. Zum andern und klarer noch durch sein Wort, das, anfangs kundgemacht durch Sprüche, alsbald danach schriftlich verfasst in den Büchern, die wir die Heilige Schrift nennen.

Für den ganzen Text siehe:
La Confession de foi de la Rochelle (1569)
<http://www.reformiert-potsdam.de/FrP-Presbyterium-Confession%20de%20foi.htm>

Westminster Glaubensbekenntnis 1647

Kapitel 2, Artikel 2,1: Der wahre Gott

Es ist nur ein einziger (5. Mose 6,4; 1. Kor 8,4+6)
lebendiger und wahrer Gott, (1. Thess. 1,9; Jer 10,10)
der unendlich in Wesen und Vollkommenheit ist, (Hiob 11,7-9)
ganz reiner Geist, (Joh 4,14)
unsichtbar, (1. Tim 1,17)
ohne Körper, Körperteile (5. Mose 4,15-16)
und Leidenschaften (Apg 14,11+15)
unveränderlich (Jak 1,17; Mal 3,6)
unermesslich (1. Kön 8,27, Jer 23,23-24)
ewig (Ps 90,2; 1. Tim 1,17)
unbegreiflich (Ps 145,3)
allmächtig (1. Mose 17,1)
höchst weise/allwissend (Röm 16,27)
absolut heilig (Jes 6,3; Offb 4,8)
ganz frei (Ps. 115,3)
ganz absolut (2. Mose 3,14)
alle Dinge nach dem Ratschluss seines eigenen unveränderlichen
und höchst gerechten Willens wirkend (Eph 1,11)
zu seiner eigenen Ehre (Spr 16,4; Rom 11,36)
höchst liebend (1. Joh 4,8+16)
gnädig, barmherzig, geduldig, überreich an Güte und Wahrheit, der Missetat, Übertretung und Sünde vergibt (2. Mose 34,67)
ein Vergelter derer, die ihn eifrig suchen (Hebr 11,6)
und zugleich auch höchst gerecht und schrecklich in seinen Gerichten (Neh 9,32-33)
der alle Sünde hasst (Ps 5,5-6)
und der auf keinen Fall den Schuldigen freisprechen wird (Nahum 1,2-3)

Text aus:
T. Schirrmacher (Hrsg.), Der evangelische Glaube kompakt, Kapitel 2, S. 39-41.

Alle verwendeten Bilder sind gemeinfrei.

Zum Autor

Pfr. Dr. Jürg H. Buchegger, Frauenfeld, ist pensionierter Pfarrer und ehemaliger Prorektor und Dozent an der STH Basel.