«Predige das Wort!»

Predigt zu 2 Timotheus 3,14 – 4,8

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Liebe Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus

«verkündigen – Rede und schweige nicht!», lautet das Tagungsthema. Der Apostel Paulus stiess bei den Juden in Korinth mit der Botschaft des Messias Jesus auf Widerstand. Der Herr Jesus ermunterte ihn aber zur weiteren Verkündigung des Evangeliums in dieser Stadt mit der Aufforderung: «Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.» (Apg 18,9-10)[1] Daraufhin blieb der Apostel Paulus anderthalb Jahre in Korinth und «lehrte unter ihnen das Wort Gottes» (Apg 18,11).

Gegen Ende seines Lebens schrieb derselbe Apostel zwei Briefe an seinen Schützling Timotheus. Timotheus tat seinen Dienst in der Gemeinde in Ephesus. Sowohl im ersten Brief wie auch im zweiten Brief an Timotheus, wies der Apostel ihn an, wie die Gemeinde im Sinne Jesu Christi zu leiten ist (vgl. 1 Tim 3,14f.). Wir erfahren, dass die Gemeinde herausgefordert war, weil falsche Lehrer auftraten, die das Evangelium des Herrn verdrehten (vgl. 1 Tim 1,3-11). Timotheus als Leiter der Gemeinde wurde von Paulus ermahnt, den falschen Lehrern zu widerstehen und die gute Lehre treu zu bewahren (vgl. 1 Tim 6,3-16).

Der zweite Brief an Timotheus ist der letzte Brief, den wir von Paulus überliefert haben. Der Apostel wusste, dass er bald sterben würde (vgl. 2 Tim 4,6). Darum ist dieser Brief wie ein Testament des Apostels Paulus an seinen Schützling. Darin befasst er sich intensiv mit der Erläuterung der Arbeit des Predigers bei der Verkündigung des Wortes Gottes. In gewissem Sinne gibt Paulus in diesem Brief dem Timotheus die Aufforderung von Jesus in Korinth als Vermächtnis mit: «Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!» Paulus mass seinen Dienst an dieser Aufforderung Jesu und gab das nun weiter. Das führt uns zum Predigttext in 2 Tim 3,14–4,8:

14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast 15 und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. 16 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

41 So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: 2 Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. 3 Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, 4 und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. 5 Du aber sei nüchtern [=selbstkontrolliert] in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums [=eines Evangelisten], erfülle redlich deinen Dienst.

6 Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. 7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; 8 hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.

Unter dem Thema der Verkündigung sind wir heute zusammengekommen. So dient mir die Aufforderung in Vers 2 als Orientierungspunkt: «Predige das Wort!»

  1. Predige das Wort! – und bleibe bei dem, was dir anvertraut ist
  2. Predige das Wort! – so ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus
  3. Predige das Wort! – und halte dir das Ziel vor Augen

1. Predige das Wort! – und bleibe bei dem, was dir anvertraut ist

14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast 15 und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. 16 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

Der Apostel Paulus fordert Timotheus eindringlich auf bei dem zu bleiben, was er gelernt hat und was ihm anvertraut worden ist. Timotheus musste sich die Inhalte der Heiligen Schrift nicht im Selbststudium von Grund auf neu erarbeiten und aneignen, sondern er konnte von denjenigen lernen, die bereits vor ihm die Schrift kannten und nach ihr lebten. Er bekam die Heilige Schrift von Kind auf mit. Seine Grossmutter Lois und seine Mutter Eunike stellten sicher, dass er die Heilige Schrift sozusagen mit der Muttermilch mitbekam. Der Apostel stellte diesen beiden Frauen das Zeugnis eines ungeheuchelten Glaubens aus (vgl. 2 Tim 1,5). Sie legten die Grundlage, dass auch in Timotheus der ungeheuchelte Glaube weiterlebte und er als Schüler und Jünger von Paulus die Botschaft der Heiligen Schrift vertiefen konnte. Bei dem sollte er bleiben, was er von seiner Grossmutter, seiner Mutter und von Paulus selbst (vgl. 2 Tim 1,13f.) mitbekommen und gelernt hatte. «Du weisst ja, von wem du gelernt hat», schreibt Paulus ihm, nämlich von Menschen, deren Leben die Botschaft des Evangeliums widerspiegelten und die sich auf dem Weg des Glaubens bewährt hatten.

In den Versen zuvor skizzierte Paulus die bösen Menschen, die «verführen und verführt werden» (2 Tim 3,13). Er charakterisiert sie als Personen, die sich im Geschwätz und nutzlosen Diskussionen verloren; Personen, die von der Wahrheit abgeirrt sind, so dass sie behaupteten, die Auferstehung sei schon geschehen (vgl. 2 Tim 2,14–3,9). Es waren Menschen, die den Schein der Frömmigkeit hatten, aber die sich bei genauem Hinschauen als Heuchler entpuppten. Sie hatten die verändernde Kraft des Evangeliums weder in ihrem Denken noch in ihrem Handeln erfahren. Sie suchten neue Lehren und sie strebten nach mehr Erkenntnis, sie waren theologisch interessiert, aber «es sind Menschen mit zerrütteten Sinnen, untüchtig [oder: unbrauchbar] zum Glauben» (2 Tim 3,8).

Paulus stellt Timotheus diesen Menschen gegenüber und sagt: «Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist.» (2 Tim 3,14) Der Apostel erinnert seinen Schützling eindringlich daran, dass die Relevanz und die Kraft der göttlichen Botschaft nicht auf Innovation und klugen Gedanken beruht. Sondern ihre Kraft steht und fällt damit, dass sie der Heiligen Schrift entspricht. Dann entfaltet sie die Kraft, um zu unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Das Evangelium zur Rettung der Menschen entfaltet dann seine Kraft und ist dannrelevant, wenn es der Heiligen Schrift entspricht.

Für uns ist an dieser Stelle zusätzlich spannend, dass die Heilige Schrift zur Zeit dieses Briefes aus den Schriften des Alten Testaments bestand. Das Neue Testament war im Entstehen. Wir haben die Tendenz uns auf das Neue Testament zu konzentrieren, weil da schliesslich von Jesus gesprochen wird. Aber der Apostel Paulus ist der Überzeugung: Wenn die Heilige Schrift des Alten Testaments richtig verstanden wird, dann führt sie zum Verständnis der zentralen Rolle von Jesus Christus in Gottes umfassenden Plan mit seiner Schöpfung. Paulus spricht dabei nicht nur von ausgewählten Textstellen, wo die Rettung durch den Gottesknecht verkündet wird, oder der Engel des Herrn erscheint. Sondern er bezieht sich auf die ganze Schrift vom 1. Buch Mose bis zum Propheten Maleachi. Und weil das Neue Testament von demselben Jesus Christus handelt, der im Alten Testament bezeugt ist, zählt es für uns zur Heiligen Schrift.

Aber die Heilige Schrift als solche hätte keine Kraft, wenn nicht «alle Schrift, von Gott eingegeben» (2 Tim 3,16) wäre. Und nur darum, weil sie von Gott stammt, ist sie «nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk fähig» (2 Tim 3,16b-17).

In den Worten des Apostels in diesen Versen kommt ganz klar zum Ausdruck, dass die Heilige Schrift, die Bibel, nicht um ihrer selbst willen ein göttliches Buch ist. Sondern sie weist über sich selbst hinaus auf den, der durch sie spricht. Jedes einzelne Wort der Heiligen Schrift weist auf den, der es gehaucht hat. Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments hat Kraft, weil sie Gottes Reden ist. Die Schrift weist auf Gott. Das Alte Testament weist auf Jesus Christus. Im Neuen Testament lesen wir von Jesus Christus. Aber nur der Glaube an Jesus Christus, wie in der Schrift bezeugt, führt zur Rettung. Die Schrift lehrt, weist zurecht, korrigiert und erzieht in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei. Aber das alles tut sie nicht zum Selbstzweck, sondern damit das Gebot Jesu erfüllt werde: Ihr «sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist» (Mt 5,48).

2. Predige das Wort! – so ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus

41 So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: 2 Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. 3 Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, 4 und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. 5 Du aber sei nüchtern [=selbstkontrolliert] in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums [=eines Evangelisten], erfülle redlich deinen Dienst.

Da das Reden Gottes ein so kostbares Gut ist (vgl. 2 Tim 1,14), das die Kraft hat, Menschen zu retten und zur Vollkommenheit zu erziehen, darf es nicht verschwiegen werden. Paulus fordert Timotheus mit Nachdruck auf: «Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.» (2 Tim 4,2) Es gibt keinen Grund, das Wort nicht zu verkündigen. In jeder Situation, sei sie passend oder unpassend, muss das Reden Gottes gehört werden. Es ist eine ernste Botschaft: Timotheus wird angehalten zurecht zu weisen, zu drohen (oder tadeln, je nach Übersetzung), zu ermahnen. Nicht als autoritärer Despot, sondern in aller Geduld und darum ringend, dass die Menschen auch wirklich verstehen, worum es geht.

Die Verkündigung von Gottes Wort ist eine Sache, die Durchhaltevermögen erfordert. Es gilt auszuhalten, Geduld zu haben, zu wiederholen. Es ist unbequem. Man macht sich nicht immer beliebt. Es erfordert Hingabe und eine hohe Frustrationstoleranz. Oft ist es eine «undankbare» Sache.

3 Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, 4 und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. (2 Tim 4,3-4)

Wenn das schon zur Zeit von Paulus und Timotheus eine absehbare Entwicklung war, wie viel mehr sollten wir nicht erstaunt sein, dass das bei uns eine Realität ist.

Die Abwendung von der Wahrheit bedeutet die Abwendung vom Reden Gottes. Die Abwendung vom Reden Gottes führt zur Entleerung der Botschaft. Dabei ist ausdrücklich nicht von einer «Abwendung der Heiligen Schrift», sondern einer «Abwendung der Wahrheit» die Rede. An anderer Stelle in 1 Tim 6,3-4a sagt Paulus: «Wenn jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unseres Herrn Jesus Christus und bei der Lehre, die der Gottesfurcht gemäss ist, der ist aufgeblasen und weiss nichts.» (1 Tim 6,3-4a) Das heisst die «heilsame Lehre» misst sich nicht nur daran, ob die Heilige Schrift darin vorkommt. Sondern die rechte Verkündigung misst sich vor allem daran, ob die Lehre der Gottesfurcht entspricht.

Ohne, dass wir das nun detailliert anschauen, denke ich aus dem Gesamtzeugnis der paulinischen Briefe festhalten zu können, dass die rechte Verkündigung, die der Gottesfurcht entspricht, sich daran misst, dass sie Jesus Christus im Zentrum hat,

gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben, begraben,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel,
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters,
von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.

Wenn die Verkündigung zum Klimamanifest mutiert, oder eine Predigt zur Motivationsrede ausartet, oder sich in Tipps zu einem besseren Leben und einem besseren Selbst erschöpft, so ist es eine hohle und unbrauchbare Botschaft. Wenn Jesus nicht im Zentrum steht, so ist alles Reden Schall und Rauch und zu nichts nütze.

Der Auftrag an Timotheus lautet: «Du aber sei nüchtern [=selbstkontrolliert] in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums [=eines Evangelisten], erfülle redlich deinen Dienst.» (2 Tim 4,5) Es gehört zusammen: Sich nicht betören oder ablenken zu lassen, sondern bereit zu sein, für die anvertraute Botschaft zu leiden (vgl. Zitat von Theo Lehmann: «Ein Prediger muss bereit sein, für das, was er auf der Kanzel gesagt hat, direkt aufs Schafott zu gehen.»), den Auftrag als Verkündiger des Evangeliums unbeirrt zu erfüllen und damit dem Dienst, den man von Gott empfangen hat, treu nachzugehen.

Paulus ruft Gott selbst zum Zeugen auf, um Timotheus die Ernsthaftigkeit seiner Verantwortung in der Verkündigung klarzumachen. Der Vers, der all diesen Aufforderungen vorausgeht, lautet: «So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.»(2 Tim 4,1)

Der Apostel malt seinem Schützling das ganze Gewicht der Botschaft vor Augen: Es geht um Gott, es geht um den Richter der Seelen Christus Jesus, es geht um die Wiederkunft des Herrn, es geht um die Herrschaft Jesu, um das Reich Gottes. Predige das Wort, denn es ist das Reden Gottes. Predige das Wort, denn daran entscheidet sich die Ewigkeit für diejenigen, die vor den Richterstuhl Christi treten. Predige das Wort, denn die Zeit drängt, Jesus kommt bald. Predige das Wort, denn so nimmt die Herrschaft Jesu in der Welt Form an.

So kommen wir zum dritten und letzten Punkt:

3. Predige das Wort! – und halte dir das Ziel vor Augen

6 Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. 7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; 8 hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.

Paulus wusste, dass seine Zeit gekommen war, sein Zelt auf dieser Erde abzubrechen. Er gibt den Stab weiter: «Timotheus, sei nüchtern und erfülle redlich deinen Dienst, denn meine Zeit ist gekommen.» Es ist aber keine resignierte Stabübergabe. Menschlich gesehen, war Paulus ein Versager und sein Leben war gescheitert. Aber er schämte sich dessen nicht. Im Gegenteil, er sagt: «Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, dass er bewahren kann, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.» (2 Tim 1,12) Paulus ordnet seinen Auftrag als Prediger und Lehrer und das damit verbundene Leiden aus der Perspektive Gottes ein: Sein Auftrag war, das Evangelium zu predigen, und das hat er bis zuletzt getan. Er hat durchgehalten, er hat ausgehalten, er ist zum Ziel gekommen. Der Preis liegt bereit, der Siegeskranz der Gerechtigkeit ist vorbereitet. So erwartet Paulus sehnlichst den Tag, wenn Jesus wiederkommt. An jenem Tag wird der gerechte Richter Jesus dem Paulus und allen, die treu Jesus nachgefolgt sind und in Liebe an ihm festgehalten haben, den Siegeskranz übergeben.

Obwohl Paulus das nicht ausdrücklich sagt, dient diese Perspektive zur Ermutigung für Timotheus und auch für uns, treu den Dienst in der Verkündigung des lebendigen Wortes Gottes zu erfüllen und dabei unseren Blick jederzeit auf Jesus Christus gerichtet zu halten (vgl. Hebr 12,2).

Abschluss

Ich fasse zusammen:

  1. Predige das Wort! – und bleibe bei dem, was dir anvertraut ist: Die Kraft der Verkündigung steht und fällt mit dem Reden Gottes in Jesus Christus, das uns durch die Heilige Schrift gegeben ist. Wenn das Reden Gottes in den Schriften des Alten und Neuen Testaments verändert oder weggelassen wird, werden keine Eloquenz und keine noch so gute Idee die klaffende Leere wettmachen, die zurückbleibt.
  2. Predige das Wort! – so ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus: Die treue und unverfälschte Verkündigung des Evangeliums, das Jesus Christus im Zentrum hat, ist eine Verantwortung, die wir vor Gott tragen. Unsere Verkündigung hat Konsequenzen in der Ewigkeit für unsere Hörer und für uns selbst.
  3. Predige das Wort! – und halte dir das Ziel vor Augen: Menschlich gesehen ist die Aufgabe und Berufung zur Verkündigung des Evangeliums oft mühsam und mit Leiden und wenig sichtbarem Erfolg verbunden. Jesus Christus wird uns aber einmal nach unserer Treue im Dienst und unserer Liebe zu ihm beurteilen. Ich hoffe, dass jeder von uns seinen Dienst in der Verkündigung furchtlos und treu ausübt in der Gewissheit: «Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, dass er bewahren kann, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.» (2 Tim 1,12) Und an jenem Tag werden wir zusammen mit dem Apostel Paulus, zusammen mit Timotheus und allen anderen Heiligen, die uns vorausgegangen sind, den Siegeskranz der Gerechtigkeit aus der Hand unseres Herrn und Retters Jesus Christus empfangen.

Predige das Wort! Rede und schweige nicht!

Amen.

Zum Autor

Benjamin Rodriguez ist Pfarrer der Ev.-reformierten Kirchgemeinde Uerkheim im Aargau.



[1] Bibeltexte nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, Deutsche Bibelgesellschaft.